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as geplante „Affenpark-Projekt“ am Silbersee hat in den letzten Wochen für einiges Aufsehen gesorgt. Nachdem die FWG auf ihrer Homepage und den sozialen Medien das Projekt öffentlich ablehnte und somit publik machte, wurde mehrfach gefordert, sich ein Bild von solch einem Park zu machen, bevor man in gänzlich ablehnt.
Damit eine fundierte Debatte um dieses Projekt entstehen kann, sind alle Aspekte dieses Konzeptes zu betrachten und zu bewerten.
Wir sind daher vergangenen Sonntag am 21.03.2021 nach Thüringen gefahren, um dort mit einigen Delegierten den „Affenwald Straußberg“ zu besichtigen. Hier wird das in Frielendorf geplante Konzept, Sommerrodelbahn nebst Affenpark, bereits seit 1994 betrieben. Nach mehrfachen Rückfragen wurde uns wiederholt bestätigt, dass es sich hierbei um eine vergleichbare, exemplarische Anlage handelt. Zu dieser Besichtigung sind nebst Delegierten der FWG, der Betreiber der Sommerrodelbahn am Silbersee, Familie Görge und Leiter der „Anlage Staußberg“, Silvio Dietzel, erschienen.
Unter den geltenden AHA-Regeln konnten wir schließlich die Anlage betreten.
Zu Beginn der Tour wurde auf den Zaun aufmerksam gemacht. Dieser ist im oberen Bereich elektrisch gesichert. Damit dieser Zaun effektiv die Affen im Gehege (und die heimischen Tiere raus) halten kann, ist es notwendig im näheren Umfeld des Zauns den Waldbewuchs zu roden. Herunterfallende Äste/Bäume oder wildwachsende Sträucher könnten den Zaun andernfalls beschädigen oder gar zerstören. Es bedeutet allerdings auch, dass diese Art von Zaun eine weit größere Schneise in den Wald schlägt, als auf den ersten Blick zu sehen ist und von den Betreibern dargestellt wird.
Im Laufe der Besichtigung wurde vom Leiter der Anlage bestätigt, dass es durchaus vorkommt, dass sich Affen außerhalb des Zauns aufhalten. Die Affen seien nach Aussage von Herrn Dietzel so schlau, dass sie nach einiger Zeit, mithilfe der Bäume und anderer Affen, das Hindernis Zaun schnell überwinden konnten. Am Ende der Tour konnten wir dies selbst beobachten. Drei Berberaffen waren außerhalb des Zauns zu sehen. Ein Netz über den Gehegen gibt es in dieser Anlage nicht.
Dies erzeugt natürlich enorme Sicherheitsbedenken in Bezug auf den nahegelegenen Wohnmobilpark. Dieser würde direkt an das „Affengelände“ angrenzen. Solch eine Zaunanlage wäre hier nicht ausreichend und weit aufwendigere Maßnahmen müssten erfolgen. Hier kann davon ausgegangen werden, dass umfangreichere Maßnahmen auch umfangreichere Eingriffe in den Baumbestand und die vorherrschende Fauna zur Folge haben würden.
Der „Affenwald Staußberg“ befindet sich mitten im Wald und ist durch Berge zu beiden Seiten der Anlage geographisch abgeschottet.
Im Gehege der Berberaffen wurde uns erläutert, dass es seit einigen Jahren eine CHIP-PFLICHT für die Tiere gibt. Alle jüngeren Tiere seien daher mit einem Chip registriert, für ältere Tiere sei dies jedoch nicht notwendig und in dieser Anlage auch nicht durchgeführt. An dieser Stelle wurde uns von versuchten und geglückten Affen-Diebstählen berichtet.
Anhand der Chip-Identifikationsnummern konnten einige Tiere der Anlage wieder zugeführt werden. Der Diebstahl konnte nur so schnell entdeckt werden, da eine größere Menge an Tieren verschwunden war. Ein regelmäßiges Zählen der Affen gestaltet sich aufgrund ihrer Schnelligkeit und Sprungkünste recht schwierig. Lediglich beim vierteljährlichen Besuch der Tierärztin würden ALLE Tiere gezählt und aufgelistet, da sie für die Untersuchungen sediert werden müssen.
Positiv überrascht hat unsere Delegierten die geringe Geräuschkulisse im Park, speziell bei den Berberaffen. Diese waren im Park die leisesten Vertreter ihrer Art, gefolgt von den Kattas. Die Kommunikation der Kattas beschränkt sich jedoch in der meisten Zeit auf eine annehmbare Lautstärkte, evt. vergleichbar mit einem Katzen Miauen. Unsere Delegierten waren ca. 2 Stunden im Park und konnten in dieser Zeit drei lautere Auseinandersetzungen der Varis-Affen miterleben.
Selbstverständlich handelt es sich hierbei um eine Momentaufnahme und ist nicht repräsentativ für das durchschnittliche Verhalten oder Geräuschpotential.
In einer uns vorliegenden Stellungnahme der ALMA Erlebnispark GmbH & Co.KG zu den erhobenen Kritikpunkte der Animal Public, wurde den Parteien versichert, dass die Besucher zu keiner Zeit in direkten Kontakt mit den Tieren treten!
"In unseren Parks kommen die Besucher im Normalfall nicht in direkten Kontakt mit den Tieren. Im Internet kursierende Bilder sind im Regelfall für Pressetermine gestellte oder von Besuchern mit verstecktem Futter provozierte Szenen."
Weiter heißt es:
„In unseren Anlagen kann man Tiere aus nächster Nähe beobachten, ohne Gitterstäbe oder Glasscheiben, Füttern und Anfassen sind dem Besucher jedoch ausdrücklich und unmissverständlich untersagt.“
Hier scheint es jedoch Ausnahmen zu geben, da auf der Internetseite des Parks geschrieben steht, dass das Füttern unter Aufsicht erlaubt ist.
„Übrigens: Unter Aufsicht unserer Tierpfleger dürft Ihr den Affen auch selbst etwas zu fressen geben – allerdings nur Futter, das Ihr von uns im Wildlife Park bekommt! Andere Nahrungsmittel können den Tieren schaden und zu Krankheiten oder gar zum Tod führen.“
Affenwald Straußberg Homepage/Fütterungszeiten (23.03.2021 20:00Uhr)
Den Abstand zu den Tieren zu wahren ist in der Praxis fast unmöglich, selbst wenn man dies wollte. Die Tiere können hier schließlich agieren, wie sie möchten und klettern dabei nicht nur auf Bäume. In kürzester Zeit saß bei so manchem Delegierten nicht nur ein Affe, sondern mehrere Affen auf der Schulter. Dies scheint jedoch keineswegs Zufall zu sein.
Unter der Rubrik „Übersicht“ wird auf der Homepage sogar mit den „zutraulichen“ Affen geworben.
„Die Tiere sind Begegnungen mit Menschen gewöhnt und deshalb besonders zutraulich. So kann es schon mal passieren, dass ein kleiner, übermütiger Katta auf Euren Schoß springt, Euch anfasst oder mit Euch seinen Schabernack treibt …“
Affenwald Straußberg Homepage/Übersicht (23.03.2021 19:39Uhr)
Uns ist selbstverständlich bewusst, dass die Affen aufgrund der Pandemie seit langer Zeit keine Besucher mehr gesehen haben und wir daher das „Highlight“ des Tages waren. Somit versammelten sich in kürzester Zeit eine Vielzahl von Kattas und Varis um uns herum/ auf uns drauf. Da es in den Gehegen keine Absperrung oder Glasbarrieren gibt, stellt sich die Frage, wie ein Kontakt zu den Besuchern in Frielendorf verhindert werden soll? Vielmehr hatten wir den Eindruck, dass die Interaktion mit den Menschen bewusst hingenommen, wenn nicht gar begrüßt wird. .
Selbst als die Tiere anfinden Schuhe und Hände unserer Delegierten abzulecken wurde dies nicht unterbunden. Es folgte lediglich eine Erklärung nachdem, der menschliche Schweiß für diese Tiere eine willkommene „Salzquelle“ darstellt.
Da der menschliche Körper nicht nur an den Händen, sondern auch an Füßen, Achseln, Rücken und vor allem im Gesicht Schweiß absondert, bestärkt es unsere Bedenken im Hinblick auf eventuelle Infektionsgefahren. Wir denken hierbei an evt. übertragbare Krankheiten von Tier auf Mensch, oder Krankheiten, welche von den Tieren von Mensch zu Mensch weitergetragen werden können.
Nicht nur Erwachsene, sondern besonders Kinder, werden beabsichtigt und ungewollt mit den Affen in Kontakt treten. Eine sanitäre Anlage gibt es in dieser Anlage nicht. Diese ist auf der anderen Straßenseite in dem ehemaligen Hotel des Komplexes zu finden. Sich nach dem Besuch der Anlage die Hände waschen zu können, kann daher je nach Besucherzahlen etwas dauern.
Die uns Vorort genannten Besucherzahlen der vergangenen Jahre konnte ein Bericht der „Antenne Thüringen“ bestätigen: Im Jahr 2019 konnte der „Affenwald Staußberg“ ca. 66.000 Besucher verzeichnen. Im vergangenen „Corona-Jahr“ wurde diese Zahl sogar noch übertroffen, es besuchten 87.600 Besucher den Park.
Bei einer regulären Öffnung des Parks vom 01.April bis zum 31. Oktober sind dies ca. 214 Tage wenn wir davon ausgehen, dass der Park jeden Tag geöffnet hat. (Öffnungszeiten „Affenwald Straußberg“)
Rechnet man nun mit 66.000 Besuchern, ergibt dies durchschnittlich ca. 308 Besucher am Tag. Dies würde zwischen 62 und 77 Stellplätzen entsprechen, welche der geplante Park mind. zusätzlich vorhalten muss. An sonnigen Tagen ist das erhöhte Verkehrsaufkommen jetzt schon sehr hoch im Bereich des Silbersees. Es bedarf daher einer genauen Überlegung der zukünftigen Verkehrsplanung.
Wir möchten uns bei den Betreibern und der Familie Görge an dieser Stelle, für die Möglichkeit ihren Park besuchen zu können, bedanken. Er hat uns aufschlussreiche Einblicke in diese Art von Anlagen gewährt und hat geholfen die Haltungs- und Lebensbedingungen der Tiere besser zu verstehen.
Wir können festhalten, dass die Anlage soweit wir dies beurteilen können, in einem guten Zustand ist und die Tierpfleger sich sehr engagiert und mit viel Herzblut sich um die Tiere kümmern. Die Geräuschkulisse im Park war am Tag unseres Besuches nicht so laut wie erwartet.
Aber:
Wie so oft bei solchen stark diskutierten Themen, hat der Besuch aber auch weitere Fragen aufgeworfen und/oder andere Bedenken bestärkt.
Wir haben den Besuch im „Affenwald Staußberg“ intern nochmals besprochen und alle Aspekte zur Debatte gestellt.
Wir sind weiterhin der Meinung, dass eine derartige Anlage weder zu Frielendorf passt, noch hier hingehört. Unsere Bedenken bezüglich der Infektionsgefahr, der Sicherheit der Anlage in Bezug auf die umliegenden Ferienparks und die zu erwartenden Eingriffe in die Bestandsvegetation wurden durch den Besuch noch bestärkt.